Ansprache 24.7.2011
MehrWegGottesdienst
„Komm bau ein Haus, das uns beschützt“. Ich finde das ein wunderschönes Lied. Das malt so ein bisschen diese Welt, wie ich sie mir immer erträume. Eine Welt, in der alle ihren Platz haben. Die Kinder, die Erwachsenen, die Alten, die Tiere. So stell ich mir das vor - „wo der Himmel blüht“. Einfach schön.
Leider ist unsere Welt ja alles andere als so schön. Schau es dir doch an. Die Leute in Libyen oder die in Somalia, die haben keine Zeit mehr zum Träumen oder Phantasieren. Und was da in Oslo passiert ist, das beschäftigt auch bei uns ganz viele Leute und macht sie traurig. Und auch hier bei uns in Deutschland gibt's genug Menschen, die kaum wissen, wie sie über die Runden kommen sollen. Da hilft ihnen die Phantasie auch nicht mehr viel weiter.
Aber vielleicht entwickeln wir ja Phantasie, wie wir helfen können. Am Donnerstag hab ich im Radio von der Spendenaktion von Bayern3 gehört. Da hat eine sich selber Handzettel gemacht und ist durch die Fußgängerzone gelaufen, hat viereinhalb Stunden Leute angesprochen und sie gebeten, auch zu spenden. Das find ich toll. Wir können auch mit kleinen Schritten was bewegen.
Eigentlich hatte ich gedacht, wir wälzen heute in diesem Gottesdienst mal ausnahmsweise keine großen Probleme, sondern machen einfach nur einen locker-leichten Gottesdienst. Einen Sommergottesdienst zum die Seele baumeln lassen.
Ja, und das dürfen wir auch. Trotz aller Probleme, um die wir uns auch kümmern müssen. Wir dürfen träumen von einer schöneren Welt. „Wo der Himmel blüht“. Wir müssen das sogar. Damit wir dann auch was unternehmen, damit die Welt schöner wird.
Die Geschichte, die du vorhin erzählt hast, die zeigt uns ja, wie das geht. So wie die Kinder sollen wir Gottes Reich annehmen. Nicht immer alles problematisieren und analysieren und kleinreden. Sondern einfach mal annehmen: Gott ist da. Er hat mich lieb.
Und er hat mich nicht nur lieb, sondern schenkt mir auch noch riesengroße Freiheit, meine Phantasien umzusetzen.
Meinst du, alles ist erlaubt, oder was? Wir kommen alle, alle in den Himmel?
Nein, so nicht. Meine Freiheit endet da, wo sie die Freiheit des anderen einschränkt. Aber trotzdem: Ich habe ein Leben geschenkt bekommen, einige Begabungen, sicher auch einige Fehler. Und mit all dem, was ich habe, kann ich mein Leben gestalten. Und mit Phantasie würzen. Den Himmel zum Blühen bringen sozusagen.
Das hört sich richtig schön an. Mit Phantasie das eigene Leben gestalten.
Ja, finde ich auch. Ich kann aber auch verstehen, dass manche das eher bedrohlich sehen.
Wie meinst du das?
Na ja, Freiheit heißt immer auch Offenheit und Weite. Das liegt nicht jedem. Manche möchten lieber an der Hand genommen werden. Genau wissen, wo's langgeht. Aber Gott mutet uns die Freiheit zu. „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“, so heißts im Psalm (wieviel?). Gott will, dass wir frei entscheiden können, unser Leben in die Hand nehmen können.
Mit Phantasie unser Leben gestalten.
Dass der Himmel blüht.
Amen.