Ansprache: Bitte lachen Sie jetzt!
MehrWegGottesdienst
Bitte lachen Sie jetzt!
Schon mal im Elferrat bei einer Sitzung gesessen, hinten auf der Bühne?
Da musst du lachen.
Auch, wenn dir der Scherz gar nicht gefallen hat.
Da musst du Stimmung verbreiten.
Auch wenn‘s dir grade gar nicht gut geht.
Egal, the show must go on.
Und wenn du einen Witz total daneben findest, ganz egal. Klatschen und Lachen, was das Zeug hält.
Bitte lachen Sie jetzt!
Viele finden ja diese Fröhlichkeit im Fasching aufgesetzt.
Andere gehen da voll mit.
Und manche gehen mit und fühlen sich als Fremdkörper.
Denn ihre Trauer, ihre Mutlosigkeit, ihre Krankheit, all das:
Es ist doch nicht weg, nur weil alle um einen rum Spaß haben.
Es wird doch nicht alles gut, nur weil wir lachen.
Nicht alles – manches aber vielleicht schon.
Ein herzhafter Lacher macht manche Sorge kleiner.
Ein fröhliches Grinsen überwindet einen Streit.
Ein Witz zwischendurch bricht das Eis zwischen Menschen.
Lachen verbindet.
Lachen hilft gegen Unsicherheit.
Lachen macht Fremde zu Freunden.
Ja, manchmal ist es gut, ganz bewusst zu sagen:
Ich sehe auf das Schöne.
Das Fröhliche.
Das Leichte, Unbeschwerte.
Karl Valentin sagte einmal:
„Ich freue mich, wenn es regnet,
denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.“
Trotzdem darf und muss Platz sein für echte, tiefe Trauer.
Für Niedergeschlagenheit.
Für Angst und auch mal für Mutlosigkeit.
Das Lachen soll nicht nur die Maske sein, die alles zudeckt,
so wie bei Robin Williams, dem wundervollen Schauspieler,
der irgendwann mit seiner Trauer nicht mehr klar kam.
Nein: Lachen befreit. Soll befreien. Kann befreien.
Wenn es einen Grund hat. Eine Grundlage.
So, wie Gott uns befreit.
Christsein: Das ist nichts Trauriges, nichts Niederdrückendes.
Christsein: Das ist kein sklavenhaftes Befolgen von irgendwelchen Regeln, und wenn du sie nicht befolgst, musst du büßen.
Christsein: Das ist fröhliche Freiheit, trotz allem Dunklen in der Welt.
„In dir ist Freude, in allem Leide, o du süßer Jesu Christ“,
so heißt es in einem alten Kirchenlied.
Oder wie es Hanns-Dieter Hüsch schrieb, wir haben es gehört:
Ich bin vergnügt, erlöst, befreit.
Und wenn ich‘s einfach nicht schaffe, vergnügt zu sein?
Bin ich dann auch noch selber schuld?
Nein, natürlich nicht.
Gott ist nichts fremd.
Jesus selbst hing am Kreuz und schrie: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Und gerade das Gebetbuch der Israeliten, der Psalter, ist voll von Klagen, ja Anschuldigungen an Gott.
Doch alle diese Klagepsalmen, die da gesammelt sind – sie verwandeln sich.
Denn irgendwann richten die Betenden ihren Blick auf Gott.
Und sie stellen fest: Er ist da.
Er ist mitten im Leid da.
Und die Klage verwandelt sich.
Vielleicht nicht gleich in Lachen, das wäre zu viel verlangt.
Aber in Lob. In Zuversicht. In Vertrauen.
So steht das im 22. Psalm, den Jesus am Kreuz zitiert hat:
2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne.
3 Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht,
und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.
4 Aber du bist heilig,
der du thronst über den Lobgesängen Israels.
5 Unsere Väter hofften auf dich;
und da sie hofften, halfst du ihnen heraus.
6 Zu dir schrien sie und wurden errettet,
sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden.
26 Dich will ich preisen in der großen Gemeinde,
ich will mein Gelübde erfüllen vor denen, die ihn fürchten.
27 Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden; /
und die nach dem HERRN fragen, werden ihn preisen;
euer Herz soll ewiglich leben.
Bitte lachen Sie jetzt!
Nicht immer ist uns nach Lachen zumute.
Nicht immer können wir da mitmachen.
Aber der Glaube an Jesus jedenfalls
ist nichts, was niederdrückt.
Nichts, was beschwert.
Nichts, was einengt.
Unser Glaube macht frei. Fröhlich. Vergnügt, erlöst, befreit.
„Er zog seine Straße fröhlich“, so heißt‘s in der Erzählung von der Taufe des Kämmerers aus Äthiopien.
Und ein anderer Psalm, der 126., beginnt gleich mit dem Lachen:
Wenn der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird,
so werden wir sein wie die Träumenden.
2 Dann wird unser Mund voll Lachens
und unsre Zunge voll Rühmens sein.
Da wird man sagen unter den Völkern:
Der HERR hat Großes an ihnen getan!
3 Der HERR hat Großes an uns getan;
des sind wir fröhlich.
Der Tod, die Trauer, die Krankheit, die Einsamkeit und Verzweiflung: Sie haben nicht das letzte Wort.
Das letzte Wort hat Gott.
Und das lautet: Freue dich! Du darfst leben.
Amen.