Ansprache am 11.7.21: Dir geht's gut und wie geht's mir?
MehrWegGottesdienst
Treffen sich zwei Telepathen. Sagt der eine zur Begrüßung: „Dir geht’s gut, und wie geht’s mir?“
War eigentlich nur ein Witz bei unserer legendären jährlichen Themenfindungssitzung – und dann wurde ein Gottesdienst draus. Weil wir diese Frage total spannend fanden, auch wenn wir nicht Gedanken lesen können.
Wie sehr achten wir eigentlich darauf, ob es uns selbst gut geht? Wie geht’s mir? Wann haben Sie sich das das letzte Mal gefragt? Andere fragen wir das ständig. Aber uns selbst?
Wie geht’s dir nach diesen eineinhalb Jahren der Abgrenzung? Wie geht’s dir heute, gemeinsam hier und doch nicht so zusammen wie gewohnt? Wie geht’s dir zu Hause? Hast du großen Stress gehabt in der Corona-Zeit oder ist bei dir eigentlich alles ganz normal gelaufen? Sind vielleicht alte Freundschaften zerbrochen an der Frage, wie ernst Corona zu nehmen ist? Wie geht’s dir gesundheitlich und wie finanziell?
Bewusst haben wir am Eingang nur ganz allgemein gefragt: Wie geht’s dir jetzt gerade, in diesem Moment?
Könnte Gott nicht einfach alle unsere Sticker nach oben versetzen? Könnte Gott nicht machen, dass wir uns alle einfach nur super fühlen?
Ja, wäre schön, aber meistens macht Gott das einfach nicht. Obwohl, vielleicht greift er ja tatsächlich manchmal ein und macht Dinge besser – oder anders. Ein paar Mal in meinem Leben hatte ich schon dieses Gefühl.
Und die Geschichte, die wir heute gehört haben, passt wunderbar dazu. Denn da geht es ja genau darum: Jesus greift ein. Er macht das Leben besser. Und das noch nicht mal für irgend eine großartige Sache, sondern ganz einfach nur: Damit die Leute weiter feiern können und die Gastgeber nicht blamiert sind.
Bei Johannes ist das das erste Wunder, das Jesus tut. Ein Wunder, das so ganz „irdisch“ ist. Keine Heilung von schwerer Krankheit, keine Erweckung von den Toten – einfach nur Wein, damit die Leute feiern können. Damit es ihnen gut geht. Damit keiner blöd dasteht vor den anderen.
Das finde ich eine ganz wunderbare Geschichte. Denn ich glaube, darum geht es doch eigentlich: Dass wir frei sind von all dem, was uns runterdrückt. Dass wir fröhlich sein können, trotz aller Trauer, die wir manchmal haben und allen Sorgen. Weil wir wissen: Gott ist da.
Morgen startet mal wieder ein kleiner Glaubenskurs für Menschen, die sich als Erwachsene taufen lassen wollen oder einfach ein bisschen mehr über den Glauben erfahren wollen. Da werden wir dann auch wieder hier in der Kirche stehen, an diesem Taufstein, an dem seit über 600 Jahren Menschen getauft wurden. Und wir werden uns das Bild an der Wand ansehen. Die Geschichte von dem Kämmerer aus dem Morgenland, der von Petrus getauft wurde. Der letzte Satz der Geschichte lautet: Er zog seine Straße fröhlich.
Vergnügt, erlöst, befreit. Fröhlich. Daran, glaube ich, sollten wir als Christ*innen eigentlich zu erkennen sein. Sind wir aber oft nicht. Weil es viel zu viel gibt, was uns niederdrückt und klein macht.
Wie geht’s dir? Wie geht’s dir wirklich, ganz tief in dir drin? Bist du glücklich? Siehst du zuversichtlich in die Zukunft?
Was kannst du tun, um fröhlicher nach vorn blicken zu können?
Was können andere vielleicht dazu tun?
Woher bekommst du Hilfe?
Wie bekommst du den Mut, den du brauchst?
Was gibt dir Rückenwind?
Was lässt dich aufbrechen zu neuen Ufern?
Gott sagt: Hab keine Angst. Ich bin da. Wage es einfach.
Amen.